Vor 1956 bestanden Schlagzeugfelle tatsächlich aus Tierhaut. Die beiden US-Firmen Evans und Remo beanspruchen beide, die Erfinder des synthetischen Schlagzeugfells zu sein. Die einen bauen mit Polyester, die anderen mit Mylar…egal. Klingt beides gut, ist viel lauter als Naturfell und vor allem: es hält was aus. Darum ging es nämlich. Lebensdauer und Beständigkeit der Stimmung. Ein Tierfell ist sehr witterungsanfällig und früher musste der Drummer seine Trommeln beinahe nach jedem Stück neu stimmen. Das Kuhheil war für die Meisten zweitrangig. Die neuen synthetischen Felle konnte man auch in dünner Ausführung ein ganzes Konzert lang spielen, ohne dass sie sich dauernd verstimmten, oder kaputt gingen. Allerdings hat man es natürlich mit einem anderen Klang zu tun. Viele Vorteile (mehr Attack, langer Sustain…), aber auch ein Verzicht auf warme, sanfte Töne, bringt so ein Plastik-Drumhead mit sich. Heute werden im Allgemeinen nur noch für Handtrommeln Naturfelle benutzt. Das hört man auch. So eine Conga oder eine Djembe hat eigentlich immer einen sehr ansprechenden und wohligen Sound. Beim Schlagzeug in der Rockmusik und im Jazz etc. geht es seit langem um Haltbarkeit und Power. Aber es gibt noch andere Einsatzgebiete von Bassdrums, Snaredrums und Toms: Im klassischen Orchester!!! Und hier geht es nur um eins: der beste Klang gewinnt!!! Natürlich wird auch hier drauf geachtet, dass eine Trommel nicht alle zwei Minuten gestimmt werden muss und auch der Preis bestimmt den Marktführer (ein Tierfell ist um ein Vielfaches teurer), aber trotzdem wird hier auch ein alternatives Material-Angebot genutzt. Eine kleine Trommel (Konzert-Snare) muss grundsätzlich filigraner klingen und feiner ansprechen als eine Slip Knot Snare. Eine große Trommel (Konzert-Bassdrum) braucht einen vollen Ton und keinen Lars-Ullrich-Attack. Bei einem Konzert Anfang des Monats in der Philharmonie Kaliningrad spielte ich unter anderem auf der kleinen Trommel des Hauses. Wir spielen Rhythm`n`Blues und Funk, aber die Snare hatte es mir angetan. Wow, was für ein ungewohnt schöner Klang. Fett, warm und wohlklingend. Trotzdem groovy. Super! Das Fell war ein Evans Strata 1000. Ein Kuhfell-Imitat. Synthetisch, aber sehr nahe am Original. Das kannte ich bisher nicht. Ich bin völlig begeistert und sehr dankbar für die Chance, mal wieder über den Tellerrand geschaut haben zu dürfen. Der Markt wird immer enger, was Vielfalt angeht. „Der Stärkere gewinnt“ ist eine Regel, die meistens zutrifft, aber nicht besonders viel Freude verspricht. Bleiben wir neugierig, schauen wir links und rechts und sehen auch, was uns nicht direkt aufgetischt wird. Nur weil es viele Hersteller gibt, heißt es noch nicht, dass die Produkte wirklich vielfältig sind. Meistens wollen ja alle nur den Markt bedienen, der am besten läuft (das kann man in der Musikindustrie ja bestens beobachten und hören). Viel Spaß beim Ausprobieren, Entdecken und Finden!!!