Das ewige Thema des Drummers. Der eine schleppt, die andere rennt.

Der da ist genau auf dem Beat, klingt aber langweilig, die da ist nie richtig drauf, klingt aber spannend.

Timing ist eine ganz subjektive Empfindung.

Wenn der Sänger findet, dass der Schlagzeuger schleppt, dann lügt er nicht. Er empfindet das tatsächlich so. Da hilft es auch nicht, das Metronom als Kronzeugen ins Feld zu führen. Und es geht beim Timing nicht einfach ums Grundtempo eines Songs. Es ist die Tendenz, der Richtungsdrang, wovon wir hier reden. Tempo 90 entspannt gespielt, Tempo 90 gedrungen gespielt – das sind zwei verschiedene Welten.

Aber wie finde ich heraus, was meine eigenen Timing-Tendenzen sind?

Die effektivste Methode – soweit ich das probiert habe – ist Aufnehmen und Anhören.

Nimm dich im Proberaum auf, wo du vermutlich unaufgeregt spielen kannst. Nimm dich beim Gig auf, wo eine gehörige Dosis Adrenalin durch deine Adern fließt. Und dann höre es dir an. Einmal morgens oder spät abends, wenn dein persönliches Körper-Tempo sehr entspannt vor sich hintuckert.

Und dann hörst du es mal mittags oder am frühen Abend an, wenn du voll auf Touren bist.

Auf diese Weise findet man heraus, wo die eigenen Tendenzen liegen und ob man daran arbeiten möchte. Möglicherweise findest du deine „Laid Back Tendenz“ am Morgen super, wenn du es dir abends anhörst, kommt es dir zu lahm vor.

Ich selbst neige zum schnelleren Tempo. Vielleicht deshalb, weil ich meine ganze Jugend hindurch zu Musik gespielt habe, die eigentlich zu schnell für mein technisches Können war und somit das Spiel an der Kante nach vorne zum Alltag gehörte. Außerdem bin ich ein Adrenalin-Ausschütter –> wenn ich ein Solo siele und alle Leuchter auf mich deuten, gebe ich sofort mehr Power und werde auch schneller. Weil ich das aber weiß, kann ich dran arbeiten und meine Gedanken beim solieren auf einen erdigen Grundpuls richten.

Timing-Tendenzen sind entscheidend, was den Gesamt-Sound eines Musikers und einer Stilistik angeht.

Rock`n`Roll will nach vorne treiben. Twist will eher nach hinten hängen. Komisch? Na dann hört euch mal Songs wie „Twist and Shout“ (The Beatles – Twist) oder „Teddy Bear“ (Elvis – Rock’n’Roll) an.

Also wir sprechen hier nicht von irgendeiner Nebensache, die man sich auch mal ankucken könnte, wenn man alle Rudiments und Doublebass-Grooves durch hat.

Drücke den roten Knopf und hör mal rein, wo dein Timing liegt. Du wirst Ohren machen!

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt auf dem eigenen roten Teppich zum Groovepalast.