Ich möchte euch heute einen ganzen einfachen und in vielen Situationen hilfreichen Trick verraten, der vielseitig einsetzbar ist, in unserer Drummer-Welt aber vor allem helfen kann, wenn mal wieder der Knoten in einer Unabhängigkeitsübung, einem neuen Pattern oder einem bisher schwer zugänglichen Groove nicht platzen will.

Stellen wir uns Arme und Beine als von unserem Gehirn aus geführte Marionetten-Gliedmaße vor. Unser Gehirn ist der Marionettenspieler und steuert jede einzelne Bewegung mit äußerster Perfektion.
Solange die Fäden frei beweglich sind, werden alle Befehle barrierefrei und ohne Verzögerung an die Gliedmaße weitergegeben.
Verheddern sich zwei Fäden, sind sie plötzlich miteinander verbunden und können nicht mehr unabhängig agieren. Der eine soll nach links, der andere nach rechts.
Setzt man nun auf Kraft, ohne einen Schritt zurück zu gehen, zieht sich der Knoten immer fester und am Ende geht alles nur noch sehr, sehr schwer oder im schlimmsten Fall überhaupt nicht mehr.
Der Marionettenspieler ist fix und fertig und legt die Fäden aus der Hand.
Und das ist schon mal ein erster Schritt in die richtige Richtung: Loslassen!
Wenn man eine verzwickte Sache zu ambitioniert übt und dabei die Zähne zusammenbeißt, wird der Knoten nicht platzen, sondern sich immer fester ziehen. Ich habe schon viele Spieler gesehen, die ihr ganzes Leben lang immer nur den Knoten fester gezogen haben, anstatt die Fäden einfach mal beiseite zu legen.
Das hat gleich mehrere Effekte:

  1. Man sieht als Zuschauer schon von weitem, dass hier jemand gegen sich selbst arbeitet und jeder Muskel vor Stress zittert.
  2. Die Musik und das Instrument klingen irgendwie nach Verstopfung.
  3. Die technischen und damit auch musikalischen Limits sind gesetzt.
  4. Je länger man den Knoten festzieht, desto langwieriger wird es, ihn wieder zu lösen.

Es gibt tausende Möglichkeiten der Entspannung und bestimmt passen auch nicht alle zu jedem Typen. Darum geht es mir heute aber auch nicht in erster Linie. Angekündigt wurde ja ein Trick! Und dazu noch einer, der für jeden funktioniert.
Der Marionettenspieler nimmt zwei Fäden in die Hand, die er bei der Schlagzeug spielenden Puppe bisher eher als zweitrangig angesehen hatte. Nämlich die der linken und rechten Kiefermuskulatur. Kräftig ziehen und hoch mit den Dingern. Sehr schön! Wenn man die Welt angrinst, sieht sie plötzlich ganz anders aus.
Durch euer Fake-Grinsen (wer noch mehr Anleitung braucht, kaufe sich am Kiosk einfach mal die „Gala“ und studiere die Gesichter der Celebrities und Royals) macht ihr nicht nur euer Gegenüber glücklich, sondern vor allem euch selbst.
Das Gehirn kann nämlich nicht zwischen echtem und unechtem Grinsen unterscheiden und schüttet somit die gleichen Glücksstoffe in den Kreislauf. Und das ist unsere hausgemachte Entspannungsdroge. Besser als Kiffen und von der Polizei erlaubt. (Außerdem fällt man nicht vom Drumhocker, nur weil man grinst.)
Ein weiterer Effekt ist es, dass sich beim Grinsen der Druck der Kiefermuskulatur auf den Gehörgang verringert und die Wahrnehmung in diesem Bereich steigt.

Also unser Fake-Grinse-Trick hat folgende Effekte:

  1. Motorische Knoten können sich besser lösen, bzw. entstehen erst gar nicht
  2. Besseres Hören
  3. Glücklich mit der Hausmacher-Droge (kann man auch prima alleine nehmen, Überdosierung nicht bekannt)
  4. Mehr Chancen beim anderen Geschlecht
  5. Technische und musikalische Limits rücken in weite Ferne
  6. Mehr Freude beim Üben

Mir passiert es selbst auch immer wieder, dass ich diesen Trick ignoriere und mit zusammengebissenen Zähnen im Proberaum an einer Aufgabe herumtüftele. Und manchmal, wenn es dann wirklich nicht klappt, und ich schon aufgeben möchte, fällt es mir wieder ein: Grins dir eins und deine Hände trommeln von ganz allein!
Viel Spaß und bleibt gelenkig!

Euer Andi