Wie komme ich mit einem fremdem Drumset gefahrlos durch den Gig? Flexibilität heißt, sich auf neue oder ungewohnte Umstände einzulassen und diese im besten Falle zum eigenen Vorteil zu nutzen. Beim Thema Schlepperei ist es für uns Schlagzeuger natürlich von Vorteil, wenn ein Club das hauseigene Set zur Verfügung stellt. In Punkto Klang und Bespielbarkeit muss man sich die Vorteile erst zurechtlegen.

Es wäre utopisch zu denken, dass jeder Laden mit einem tollen, makellosen Schlagzeug ausgestattet ist. Wenn man sich jedoch ein paar Dinge im Vorfeld klarmacht, wird das Risiko, den ganzen Abend einen Equipment-Kampf führen zu müssen, drastisch reduziert. Fragen, die man sich im Vorfeld stellen sollte, sind beispielsweise:

1. Wie sieht mein perfektes Drumset für diese Band im Idealfall aus?

Angenommen, ich würde mit meiner Groove-Funk-Band spielen, würde meine Antwort auf diese Frage lauten:

  • Snare 1, Snare 2
  • Bass
  • Hihat
  • 3 Becken
  • Tom 1, Tom 2
  • Cowbells
  • Doppelfußmaschine
  • Percussion-Tisch mit Kleinkrams

2. Was muss bei meinem Set unbedingt vorhanden und gut bespielbar sein?

Woraus besteht das Herzstück meines Sets, was brauche ich für meinen idealen Klang? Angenommen, der Jazzclub stellt ein Haus-Drumset und ich komme mit der Bahn zum Gig. In diesem Fall würde meine Antwort auf diese Frage lauten: Ich brauche mindestens

  • Snare 1
  • Bass
  • Hihat
  • ein gutes Allround Becken
  • ein Tom

3. Welche Hilfsmaterialien sollten in meinem Erste-Hilfe-Koffer sein, damit selbst das abgerumpelste Set ordentlich zur gewollten Musik beitragen kann?

Damit ich vor Ort nicht böse überrascht werde, habe ich für Notfälle immer mein Erste-Hilfe-Set für Drummer dabei, um selbst unter widrigsten Umständen noch einiges an Sound und Kraft aus dem Set rauszuholen.

Mein Erste-Hilfe-Koffer enthält:

  • einen Stimmschlüssel
  • Gaffertape
  • ein Handtuch für eventuelles Abdämpfen
  • eine kleine Zange zum Einstellen der Hardware (oft klemmt z.B. etwas am Pedal)
  • ein extra Snarefell

Und dann gibt es vor allem noch ein paar Dinge, die ich immer dabei habe, um meine Grooves und Stimmungen rüberbringen zu können: Meine Becken, meine Sticks, Mallets, Besen, nen Dreadlocks-Stick, Shaker und irgendwas aus klirrendem Metall. Das alles passt zusammen locker in eine Beckentasche und sichert mich immer ab.

Wenn man sich das einmal klar gemacht hat, werden einem schlecht klingende oder absackende Hängetoms, wacklige Beckenstative oder verbeulte Snares den Abend nicht mehr verderben können, da man sich auf das wesentliche Material konzentrieren kann und den Rest einfach beiseite stellt.

5 ganz konkrete Tipps, die dir das nächste Mal den Abend retten können:

  1. ca. 99% aller Fußmaschinen lassen sich mit ein bisschen Einsatz zu einem spielbaren Objekt hinschrauben.
  2. Die Bassdrum ist zu klein und hat ein dünnes Fell? Handtuch rein, Fell lose drehen und schon klingt es fett – egal wie groß die Trommel ist!
  3. Mit einem extra Snarefell und Gadgets wie meinem Geldbeutel, einem Splashbecken und verschiedenen Sticks bekomme ich genug verschiedene Snaresounds zustande, um mir die zweite Snare sparen zu können.
  4. Falls die Snare zu sehr heult, Dellen hat oder sich einfach nicht stimmen lässt – Dämpfer drauf und Resofell schön knackig hochziehen.
  5. Wenn nichts mehr hilft, Schlagfell auch hochziehen und eine Stimmschraube deiner Wahl komplett lose machen (Snares klingen dann am Resofell trotzdem weiter, aber das Schlagfell ist mundtot)!

Fazit

Das vorgefundene Drumset wird bestimmt nicht so klingen, wie du es gewohnt bist, aber mit ein paar kleinen Eingriffen ist selbst das billigste Rumpel-Set einigermaßen zu gebrauchen. Oftmals ist das angebotene Set an sich ja gar nicht schlecht. Die Felle sind vielleicht ungewohnt oder ein bisschen in die Jahre gekommen, die Trommeln klingen anders usw… Am Ende muss man sich einfach entscheiden, ob man versucht, ein Schlagzeug so aufzubauen und klingen zu lassen, dass es dem eigenen möglichst nahe kommt, oder ob man die wesentlichen Teile so optimiert, dass sie mit ihrem speziellen Charakter gut klingen. Letzteres inspiriert und macht mich glücklich. Ich gehe immer mit freudiger Spannung in solche Abende hinein – und das ist dann auch für die Musik ein Gewinn! Schlussendlich hört der Zuhörer schließlich den Schlagzeuger und nicht das Instrument.